Gerade wenn große Bauvorhaben geplant sind, muss teilweise extrem in unsere Umwelt eingegriffen werden. Es sind dann Böden, Pflanzen und Tiere betroffen – schützenswertes Gut! Hierfür werden ausgebildete Umweltbaubegleiter*innen eingesetzt, die sich darum kümmern, dass Umwelt- und Naturschutzgesetze eingehalten sowie Umweltschäden durch den Bau vermieden werden.
Das Großprojekt Ultranet
Wir haben zwei solcher Umweltbaubegleiter im Team: Paul Hirth und Till Meier. Beide sind gerade aktiv am Großprojekt „Ultranet“, für das die Transnet BW neue Strommasten und Trassen baut, welche die Windenergie aus dem Norden zum Verbraucher in den Süden transportieren wird. Diese neue Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung soll die Versorgung der Haushalte im Süden nach dem Ausstieg aus der Kernenergie sicherstellen. Wir sind hier nicht nur mit der Umsetzung der Umweltschutzmaßnahmen betraut, sondern beraten und unterstützen auch die Umweltbaubegleiter*innen der baubeauftragten LTB (Leitungsbau GmbH) mit unserer Expertise.
Wir sind seit Januar 2024 Teil des Projektabschnitts B1, welcher 42 Kilometer lang ist und von Wallstadt bis Philippsburg verläuft. Der aktuelle Stand kann übrigens über die Bundesnetzagentur jederzeit öffentlich eingesehen werden.
Komplexe Abläufe mit vielen Beteiligten
Für solch große Bauvorhaben gibt es immer einen Planfeststellungsbeschluss, der überhaupt erlaubt, dass Geplantes auch gebaut wird. In diesem umfangreichen Dokument wird dann häufig die Überwachung mittels Umweltbaubegleiter*innen verlangt und bereits detailliert beschrieben, welche Umweltschutzmaßnahmen erfüllt werden müssen.
„Es sind sehr viele Akteure involviert, die untersuchen, welche Arten hier vorkommen, welche Tiere hier leben und die dann gemeinsam beschließen, was wir schützen müssen und wie.“, fasst Paul Hirth (Dipl. Forstwirt und zertifizierter Umweltbaubegleiter) die komplexen Abläufe zusammen.
Artenschutz und Umsetzung
Doch wie sehen solche Maßnahmen nun konkret aus? Das hängt natürlich vom Baugebiet ab und der vorherrschenden Flora und Fauna. Es wurden beispielsweise Reptilienschutzzäune gebaut, um Eidechsen zu fangen und umzusiedeln (in diesem Projekt von einer anderen Firma). Diese Zäume bleiben bestehen und werden regelmäßig freigeschnitten, damit keine Tiere zurück in den Baubereich ziehen. Im Ultranet-Projekt haben wir außerdem hunderte sogenannte Vergrämungsstäbe mit Flatterband im Baubereich angebracht, um die hier heimischen und am Boden brütenden Hauben- und Feldlerche fern zu halten. Auch die Wiesen dürfen nur eine gewisse Höhe erreichen und werden regelmäßig gemäht, damit sich auch hier keine Tiere niederlassen, sondern ein Stück weiterziehen.
Wir haben zudem Nistkästen für Turmfalken angebracht, Bäume mit Schutz ausgestattet, damit Baumaschinen sie nicht verletzen und Wege freigeräumt. Da ein geschütztes Biotop im Baubereich lag, haben wir sogar eine komplette Sodenverpflanzung durchgeführt – also den bewachsenen Boden versetzt. Die Bereiche, die nicht verpflanzt wurden, wurden im Übrigen mit Vlies abgedeckt, damit hier keine Wildbienen einziehen, sondern sich eben ein paar Meter weiter ein schönes Plätzchen suchen.
Rodungen für die Stromleitungen
Teilweise mussten Bereiche für die neuen Strommasten auch gerodet werden – da sind wir natürlich Fachleute. Hier durften dann teilweise nur Elektrokettensägen genutzt werden, damit die geräuschempfindlichen Tiere nicht gestört wurden. Oder wir mussten das Holz händisch beziehungsweise mit sehr kleinem Gerät herausholen, da aus Bodenschutzgründen eine maximale Spurrillentiefe von vier Zentimeter entstehen durfte – was im feuchten Winter kaum machbar ist.
Umweltschutz wird großgeschrieben
Dies alles sind nur Auszüge des aktuellen Projektes, die Liste kann für jedes Bauvorhaben und jeden Bauabschnitt anders aussehen – je nachdem was dort wächst und lebt. Was jedoch sicher deutlich wird: die Bemühungen sind enorm, unsere Artenvielfalt und Umwelt zu schützen – und wir sind sehr stolz mit unserem Wissen ein Teil dieser Bemühungen zu sein.